Wie John Lennons Tod meine Liebe zur Musik weckte.

Heute, am 8. Dezember 2010 sind es 30 Jahre her, seit John Lennon vor dem Dakota erschossen wurde. Über die Sinnlosigkeit seines Ablebens, die Motive des Mörders, welcher nur Stunden zuvor von John Lennon ein Autogramm verlangte und erhielt, wurde viel geschrieben.

Typisch für die USA, dass bereits 1980 2.4 Millionen Handfeuerwaffen hergestellt und 11’000 Personen mit diesen erschossen wurden. Und bis heute die Republikaner von der Korrelation zwischen Waffen und Gewaltdelikten nichts wissen wollen. Handfeuerwaffen, die nicht für Sport oder Jagd gefertigt werden, sondern einzig und alleine dem Zweck dienen Menschen zu töten.

Ich erinnere mich noch genau an den Tag an dem John Lennon starb. Denn dies war die Sekunde, wo meine Liebe zur Musik erwachte. Wobei das so nicht genau stimmt. Denn erfahren haben wir es in der Schweiz wegen der Zeitverschiebung erst am Morgen des 9. Dezembers 1980. Ich stand im Badezimmer als in den Nachrichten über den Tod von John Lennon gesprochen wurde. Es war nicht ungewöhnlich, dass ich die Nachrichten hörte. Doch diese Meldung hat mich beschäftigt.

Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, wer John Lennon war. Die Beatles waren für mich als achtjähriger 2.-Klässler kein Begriff. Und trotzdem hatte ich sofort das Gefühl, dass hier was Einzigartiges passiert war.

Damals gab es noch kein TV-Programm tagsüber. Die TV-Stationen begannen erst ca. um 16.00 Uhr zu senden. Deshalb waren die Informationen aus dem Radio die einzige Quelle. Ich erinnere mich, dass gleich im Anschluss an die Nachrichten der Song „Imagine“ gespielt wurde. Was auch sonst. In der Schule erzählte ich einem Mädchen namens Sasha vom Tod John Lennons. Keine Ahnung warum ich das machte. Denn wir waren zwar seit fast zwei Jahren zusammen in der Klasse, aber dies war das erste Mal, dass wir zusammen sprachen.

Beim Mittagessen sagte ich meine Eltern, dass ich eine Kassette von John Lennon möchte. Und siehe da, am Abend hatte mir meine Mutter „Double Fantasy“ gekauft. Ich schnappte mir das Tape und legte es ins Deck der Stereoanlage meiner Eltern. Und was nun folgte veränderte mein Leben. Das Glockenspiel am Anfang des ersten Songs war sowas wie der Gong zu einem lebenslangen Boxkampf namens Rock’n’Roll.

Klar hatte ich schon vorher Platten besessen. Aber das waren alles alte Schallplatten meiner Mutter, meiner Tante und meines Onkels. Und das waren vor allem Schlager gewesen. Aber nun hatte ich meine Musik. Rock’n’Roll, und das gleich von einem, der berühmter war als Jesus.

Meine Lieblingssongs waren schnell ermittelt: „Just Like Starting Over“, „I’m Losing You“, „Watching The Wheels“ und natürlich „Woman“. „Woman“ wurde mein Lieblingssong von John Lennon. Und ich hörte ihn mir so oft an, dass ich fürchten musste, dass irgendwann mein Vater das Tape unschädlich machen würde. Wie er es Jahre zuvor schon mal mit einer Single gemacht hatte, dich ich wohl tausend Mal zu viel gespielt hatte.

Ich habe am nächsten Tag Sasha erzählt, dass ich jetzt eine Kassette von John Lennon hätte. Sie lud mich darauf zu sich nach Hause ein, wo wir dann im Zimmer ihrer grossen Schwester auf dem Boden sassen und uns die Musik anhörten, welche ich mitgebracht hatte. Ich erinnere mich noch heute, wie verstört ihre Mutter beim Song „Kiss Kiss Kiss“ ins Zimmer schaute. Sie lies uns aber gewähren. Nachdem wir die Kassette angehört hatten ging ich wieder nach Hause. Sasha begleitete mich zur Türe, nahm meine Hand und sagte: „Gell, du lässt dich nie erschiessen!“

Kurz darauf ist Sasha weggezogen und ich habe nie wieder was von ihr gehört. Und doch war sie Dank John Lennon mein erstes „Date“. Und jedes Mal wenn ich mir „Double Fantasy“ anhöre frage ich mich, was wohl aus ihr geworden ist. Und jedes Mal wenn „Kiss Kiss Kiss“ gespielt wird, nehme ich mir vor nach ihr zu forschen. Doch Legenden sind vor allem gut, weil sie viel Raum für Inspiration und Fantasie lassen. Genau so, wie das der Tod von John Lennon für uns gemacht hat.

For the other half of the sky …

Ein Kommentar

  1. Was John Lennon wohl heute sagen würde? Würde er immer noch zum Träumen aufrufen wie in seinem Song „Imagine“? Er hatte eine Vision, die glaube ich uns heute auch noch etwas zu sagen hat und vielleicht das eine oder andere Problem in dieser Welt lösen könnte. Ich habe mir in meinem Blog „Lyrics unter der Lupe“ mal ein paar Gedanken zu „Imagine“ gemacht. Schau doch mal vorbei – würd mich freuen! Gruß, Uta

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